Erich Spahn ist verstorben (Von Ernst Bretscher, 11.4.10)
Zweiter an der WM, Tour de Suisse-Vierter, Sechstage-Sieger, mehrfacher Schweizer Meister
Wie wir erst heute vernehmen, ist kurz vor dem Jahresende, am 19. Dezember 2009, der frühere erfolgreiche Radprofi Erich Spahn an seinem Wohnort Dachsen im Alter von erst 61 Jahren verstorben. Nach einer erfolgreichen Amateur-Karriere mit steilem Aufstieg (WM-Zweiter) vollzog er als erst 20-Jähriger im Herbst 1968 den Sprung ins Profilager, wo er bis 1975 zahlreiche schöne Erfolge errang. Vor rund 15 Jahren ereilte ihn das Schicksal. Als er einem verunfallten fremden Automobilisten Hilfe leisten wollte, wurde er von einem Raser überfahren und litt zeitlebens an den damals erlittenen schwersten Verletzungen.
Enorm erfolgreich startete Erich Spahn seine Velo-Karriere, wurde er doch 1965 und 1966 gleich zweimal Schweizer Meister der Junioren auf der Strasse. Diesen Exploit realisierten in der Geschichte des Schweizer Radsportes nur François Sallin (vor ihm) und Markus Zberg (nach ihm). 1967 stieg er altersmässig in die Kategorie der Amateure B auf und qualifizierte sich mit einem Sieg an der Rigi-Rundfahrt sogleich zum Amateur A, wo er den Durchbruch ebenfalls sogleich schaffte und u.a. die Strassenrennen von Locarno und die 172 km lange Kaistenberg-Rundfahrt gewann. Damit schafft er den Sprung ins WM-Kader und fuhr mit dem Strassenvierer (und Kurmann, Richard, Schneider) an der WM auf den 9. Rang. Danach überzeugte er 1967 auch auf der Bahn und fuhr im Zürcher Amateur-Sixjours mit dem Deutschen Jürgen Tschan nach zwei Etappensiegen auf den dritten Rang.
Im nächsten Jahr 1968 wurde er mit dem Strassenvierer (und Hubschmid, W. Bürki, E. Thalmann) in Montevideo sogar Vize-Weltmeister im Strassen-Mannschaftsfahren über 100 km. An der Griechenland-Rundfahrt gewann Spahn zwei Etappen und wurde Gesamt-Sechster. Ende Jahr vollzog er den Uebertritt ins Profilager (ins Schweizer Team Zimba), dies, nachdem er im September eben erst 20-jährig geworden war.
Gleich im ersten Profijahr fuhr Spahn 1969 in Gippingen hinter Godefroot auf den zweiten Rang, gewann erneut die Kaistenberg-Rundfahrt und das SRB-Jahresklassement. In der Folge errang er unzählige Erfolge und Spitzenklassierungen in vielen Rundfahrten, Eintagesrennen und Sechstagerennen. Fünfmal bestritt er die Tour de Suisse, viermal die Tour de Romandie und zweimal den Giro d’Italia. Nur die Tour de France konnte er nie bestreiten, weil in seinen Aktivjahren nie ein Schweizer Team daran teilnahm. In all diesen Rundfahrten erzielte Erich Spahn Top-Resultate. An der Tour de Suisse verpasste er 1970 als Prolog-Zweiter hinter Rudi Altig das Goldtrikot nur knapp. Zudem wurde er danach wie zuvor an der Tour de Romandie Etappen-Dritter. Zwei Jahre später verpasste er 1972 an der Tour de Suisse nach einem erneuten zweiten Etappenrang als Gesamtvierter hinter Louis Pfenninger, Pingeon und Dancelli das End-Podest nur um zwei Sekunden. Er wurde zudem Zweiter im Punkteklassement. Zuvor war er am Giro d’Italia gleich zweimal Etappen-Dritter und zweimal Etappen-Fünfter geworden. Weitere Siege in seiner Profilaufbahn errang er an der Schellenberg-Rundfahrt, zweimal an der Nordwest-Schweizer-Rundfahrt, an den Strassenrennen in Däniken, Obergösgen, an der Genfer Kantons-Rundfahrt, am Kriterium in Murten und am GP von Genf. 1971 wurde er Fünfter der Meisterschaft von Zürich (Sieger Hermann Van Springel). Danebst erzielte er zahlreiche zweite und dritte Ränge, so in Diessenhofen, Ehrendingen, Meinier, Oberrohrdorf, Yverdon, an der Freiburg-Kantons-Rundfahrt, an der Leimental-Rundfahrt, an der Reiat-Rundfahrt, am GP Lancy, und am GP Lausanne, um nur einige seiner Erfolgsstationen zu nennen. Seine Karriere hätte noch weitaus erfolgreicher sein können, wenn er nicht 1973 am GP Genf bei einem Sturz einen Kniescheibenbruch erlitten hätte. Diese Verletzung verurteilte ihn praktisch das ganze Jahr zum Zuschauer.
Auch auf der Bahn fuhr Erich Spahn zu vielen Siegen. Zweimal wurde er Schweizer Meister in der heute nicht mehr ausgetragenen Omnium-Disziplin. 1970 gewann er mit Fritz Pfenninger und Peter Post das Zürcher Sechstagerennen. Zahlreiche weitere Sixjours fuhr er regelmässig an der Seite von Fritz Pfenninger und später von Louis Pfenninger, wobei er fünfmal auf den dritten Rang fuhr. So startete er u.a. auch in Münster, München, London, Berlin, Dortmund, Grenoble und Mailand. 1972 fuhr er in Zürich an der Seite der Deutschen Wolfgang Schulze und Sigi Renz auf den zweiten Rang.
Erich Spahn beendete seine Profi-Karriere 1975.
Ernst Bretscher